Martin Bruno Schmid About News

Tondo

Beton, gesägt und gedreht
Universitätsneubau VS-Schwenningen, 2011

Im Augenblick des Kreises
Kunst in Sichtbetonwand

Kunst am Bau war die Vorgabe: Unverhofft hat der Künstler Martin Bruno Schmid mit der Arbeit Tondo eine ganze Sichtbetonwand im Foyer eines neuen Instituts- und Bibliotheksgebäudes in Schwenningen zum Schwingen gebracht. Mit seiner im Uhrzeigersinn vorgerückten Kreisscheibe trägt die massive, zeitlos schöne Wandfläche ein konspiratives Element künstlerischer Freiheit in sich.

Oft will Kunst gefallen, kann bestenfalls frappieren. Wenn Kunst jedoch aufregt, trifft sie meist mitten ins Herz. Von „Tondo“, einer Arbeit des Stuttgarter Künstlers Martin Bruno Schmid kann das Auge kaum lassen. Teils fassungslos und gleichermaßen beeindruckt, macht sich auch innerer Widerstand breit, denn das, was Martin Bruno Schmid dem Betrachter zumutet, irritiert: Wie mit dem Zirkel hat der Künstler ausgehend von einem ausgewählten Punkt auf der Sichtbetonfläche einen riesigen runden Kreis gezogen, diesen ausgeschnitten und die runde Betonscheibe samt ihrer rechtwinkligen Fugenverläufe im Uhrzeigersinn um einige Grad nach vorne gedreht. So scheint etwas Unverrückbares aus dem Lot gebracht, das kippt und kitzelt an der Ordnung, die im Laufe der Zeit zur Sehgewohnheit geworden ist.

Auf dem Papier wäre es ein leichtes. Doch Sichtbetonwände, zumal tragende, sind massive Bauteile mit einer Menge an Stahlbewehrung im Innern. Die Betonage unterliegt strengen Regeln, die Anordnung der Schalung zeichnet sich markant an der glatten Betonoberfläche ab. Auch im Foyer des neuen Instituts- und Bibliotheksgebäudes der Hochschule Furtwangen in Schwenningen hatten Schädler & Zwerger Architekten aus Leinfelden-Echterdingen ein klares, horizontal ausgerichtetes Fugenbild mit liegenden Schaltafeln geplant. Gut ausgeführte Oberflächen nach Sichtbetonklasse 3 erfordern bereits ein Maximum an Absprachen zwischen den beteiligten Architekten, Bauausführenden und Betonherstellern. Im neuen Institutsgebäude flankiert diese Wand als tragende Scheibe das doppelgeschossige Foyer.

Hier, an zentraler Stelle markierte der Künstler seinen Mittelpunkt und ließ die vier Tonnen schwere Wandscheibe mit zweieinhalb Metern Durchmesser mittels Zirkelseilsäge komplett durchtrennen. Millimeter um Millimeter fräste sich das Sägeseil der Betontrenn GmbH, einem auf den Schnitt massiver Bauteile spezialisierten Unternehmen, voran. Kontinuierlich wurde der Einschnitt von Stangen mit 12 Millimeter Durchmesser gestützt. So blieb die runde Platte mittig fixiert und konnte nach getaner Sägearbeit wie auf einem Kugellager um die geforderten zehn Grad weiter gedreht werden.
Die Qualität der Arbeit hat die Jury der baden-württembergischen Kunstkommission 2011 bei einem Wettbewerbsverfahren sofort erkannt und sie - vorbehaltlich ihrer Realisierbarkeit - ausgewählt.

Oft fügt Kunst am Bau den Bauwerken mit Skulpturen, Farbkonzepten oder Bildern etwas zu, Mit Tondo wählte der Künstler einen anderen Ansatz. „Es handelt sich hier eher um Kunst im Bau“, meint Martin Bruno Schmid“, der sich bei seinen „Zeichnungen“ mit der Bohrung unterschiedlichster Trägermaterialien von Büttenpapier bis zu großformatigen Bauplatten auseinandersetzt. Beim neuen Institutsgebäude scheint ihn vor allem der Ort und die vorgefundene Bauweise inspiriert zu haben. So lässt sich die vorgerückte Betonscheibe mit ihren zweieinhalb Meter Durchmesser auch als Hommage an die Zeiten der Schwarzwälder Uhrenindustrie, namentlich der Uhrenfabrik Kienzle verstehen, auf deren ehemaligem Areal der Neubau entstanden ist.

Susanne Ehrlinger
Erschienen u.a. in Transportbeton Nr.7, Juni 2012

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Der Künstler Martin Bruno Schmid hat ein kreisrundes Stück aus einer tragenden Betonwand sägen und verdrehen lassen. Ornament oder harte Wahrheit? Wir fragen die wichtigsten Beteiligten.

Wie tief ging der Schnitt? Anders gefragt: Wie stark ist der Eingriff in die Tragstruktur des Gebäudes oder, etwas polemischer, wie ernst wurde hier die Kunst am Bau genommen? Fake oder echt?

Anruf bei den Architekten des Gebäudes, das hier lediglich als Hintergrund und „Rohstoff“ für das Kunstwerk von Martin Bruno Schmid betrachtet werden soll: Die Hochschule Furtwangen ist an drei Standorten untergebracht, zum einen am Gründungsort in Furtwangen und zum anderen an den Standorten Schwenningen und Tuttlingen. Auf dem Hochschulareal in Schwenningen wurde 2011 ein Neubau für die Hochschulbibliothek sowie Unterrichts- und Büroräume für die Fakultät Wirtschaft errichtet. Die Architektin Christine Schädler erläutert, dass die Foyerwand im Bereich des Haupteingangs von Beginn an als Ort für die Kunst am Bau vorgesehen war. Die baden-württembergische Kunstkommission tagte jedoch erst, nachdem das Gebäude bereits fertiggestellt war. Die Jury, in der auch die Architekten vertreten waren, vergab den ersten Preis einstimmig an die Arbeit „TONDO“ – vorbehaltlich ihrer Realisierbarkeit.

Anruf beim Tragwerksplaner: Carsten Erchinger hatte binnen vier Tagen darüber zu entscheiden, ob die Arbeit mit der Statik des Hauses vereinbar ist. Eine tragende Betonwand in dieser Dimension zu durchbrechen – die Scheibe hat einen Durchmesser von 2,50 Meter – sei ja im Grunde nichts Besonderes und komme bei Umbauten und Erweiterungen immer wieder vor. Dies sei dann aber meist in der Tragwerksplanung berücksichtigt, wohingegen in Schwenningen niemand mit einem solchen nachträglichen Eingriff gerechnet hat. Obwohl die Norm gewisse Reserven in der Bewehrung vorsieht, konnte hier nicht geschnitten werden, ohne nochmals genau nachzurechnen.
Da der Ort in der Erdbebenzone 1 liegt, muss das Gebäude Erschütterungen bis Stärke 6,5 standhalten können. Die doppelgeschossige Wand ruht auf drei Bohrpfählen, die bis zu fünf Meter in die Tiefe reichen. Außer mit der üblichen Mattenbewehrung wird die Wand zusätzlich durch drei horizontal verlaufende stärkere Bewehrungseisen unterstützt, mit denen sich erhöhte Spannungen auf die Pfähle ableiten lassen. Da diese Zugbänder nicht durchtrennt werden durften, musste die ursprünglich vom Künstler vorgesehene Position des Kreisauschnitts ein wenig verlegt werden. Er befindet sich nun kurz unterhalb eines der Horizontalbänder, sodass auch unterhalb der Kunst noch genügend „Fleisch“ bleibt, das die Last wieder „einschnürt“ und die drei Pfähle ähnlich wie ein Sturz zusammenbindet; der mittlere Pfahl befindet sich fast genau unterhalb von TONDO.

Anruf beim Künstler: Mit der statisch bedingten Verlegung seiner Arbeit ist Martin Bruno Schmid „extrem glücklich“, rückte sein Werk so doch näher an den Eingang heran. Nervenkitzel hingegen bei der Markierung des Mittelpunkts, spätere Korrektur ausgeschlossen. Die Vorzeichnung traf zufällig ein verspachteltes Ankerloch, durch welches das 12 Millimeter starke Sägeseil gefädelt werden konnte. Die zentrale Bohrung diente dazu, die Zirkelseilsäge zu befestigen, die an der Außenseite der Wand vor sich hin arbeitet. Zuvor musste allerdings die Wärmedämmung entfernt werden. Um zu verhindern, dass sich die vier Tonnen schwere Scheibe während des Sägens verkeilt oder absackt, schoben die Mitarbeiter der Fachfirma kontinuierlich genau angepasste Stangen nach, die den Kreisauschnitt in zentrierter Position halten. Diese verblieben in der „Fuge“ und erleichterten wie ein Kugellager das Verdrehen. Anschließend wurde TONDO an der nicht sichtbaren Außenseite mit Flacheisen gesichert und die „Fuge“ außenseitig verspachtelt.

Von Nils Ballhausen, Berlin
Erschienen in: Bauwelt 25.2012

Adresse: Fachhochschule Furtwangen Albertistr. 16, 78056 Villingen-Schwenningen
Architekt(en): Schädler & Zwerger, Leinfelden-Echterdingen; Glück+Partner, Stuttgart

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Wall Tattoo (Zwei Bohrlöcher)

Bohrung in Wand
Drilling into a Wall
Museum im Wittelsbacher Schloss Friedberg, 2007

Wall Tattoo (Target)

Bohrung in Wand
Drilling In Wall
Atelier Wilhelmstraße 16 e.V. Stuttgart 2000

Wall Tattoo (Target)

Bohrung in Wand
Drilling In Wall
Kunststiftung Baden-Württemberg Stuttgart, 2001

Wyspa

In die Wand gehämmerter Name der Galerie, Datum
Name of the Gallery Hammered into Wall, Date
Wyspa Gallery Gdansk, 2002

(Einbau einer) Lärmschutzwand

(Einbau einer) Lärmschutzwand
(Installation of a) Noise Protection Wall
Mini Salon, München, 2005

Martin Bruno Schmid, (Einbau einer) Lärmschutzwand
Mini Salon, München, 2005

Die von Rüdiger Belter betriebene Wohngalerie ‚mini salon’ liegt im 3. Stock eines gewöhnlichen Mietshauses direkt über der vielbefahrenen Landsberger Straße im Münchner Stadtviertel Westend. Für die Dauer der Ausstellung wurde in die Wohnung eine handelsübliche, von Autobahnen und Schnellstraßen bekannte, Lärmschutzwand* der vollen Länge nach vor die Fensterfront der Wohnung eingezogen. Die Wohnung wurde merklich ruhiger, dafür aber auch beengter und dunkler. Über der 2 Meter hohen Wand wurde ein letzter Rest der oberen Fensterhälften freigelassen, sodass die Wohnung minimal mit Licht versorgt und der Blick nach draußen auf die umgebende Dächerlandschaft, stark eingeschränkt, möglich war. Der Galeriebetreiber lebte für die Dauer der Ausstellung mit und hinter der Lärmschutzwand, er ging, wie gewohnt, seinen üblichen Tätigkeiten nach. Auf Anfrage des Betreibers wurde die Dauer der Ausstellung um zusätzliche drei Wochen verlängert.
*URBAN BETA EL-B 500, RAL 1002

Martin Bruno Schmid, (Installation of a) Noise Protection Wall
mini salon, Munich, 2005

Mini salon, a home gallery run by freelance curator Rüdiger Belter, is situated on the third floor of an ordinary tenement right on the busy Landsberger Strasse within Munich´s Westend neighbourhood. For the duration of the exhibition a customary noise protection wall like known from highways has been superimposed to the outwall of the flat over it´s total length. As the flat thereby became distinctly quieter it also became constricted and dimmed. Above the wall with it´s height of two meters a remaining rest of the top upper half of the windows have been left blank, barely supplying the flat with light. Though possible the outlook was strongly restricted to the surrounding roofscape only. The operator of the gallery lived with and behind the noise barrier. As usual he pursued his quotidian activities. On request of the gallery owner the duration of the exhibition has been prolonged for three more weeks.
*URBAN BETA EL-B 500, RAL 1002

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Krater

In die Wand geschliffene Kraterlöcher
Crater Holes Sandpapered Into Wall
Privatsammlung Köln, 2001

Bohrstück

Bohrung, Bohrstaub, Glas 120 x 80 cm
Drilling, Dust, Glass
Galerie Michael Sturm, Stuttgart 2004

"Démolition d'un Mur"

Einladungskarte „Démolition d’un Mur“
Invitation Card „Démolition d’un Mur“
Kunstverein Ahlen, 2005

"Démolition d'un Mur"

Abriss einer Mauer
Demolition of a Wall
Kunstverein Ahlen, 2005

Abriss
Martin Bruno Schmid muss seine Arbeit machen. Eine Mauer einreißen heißt erst eine Mauer einreißen, wenn man es tut. Vorher ist es bloß ein Gedanke wie der Zuspruch vor einer Operation: Du wirst wieder gesund. Und das muss erst mal gemacht werden. Die Wand abreißen ist Arbeit. Die Wand hat sich nicht bloß aus der Mitte der Stadt-Galerie Ahlen verabschiedet. Es musste gemacht werden, dass sie nicht mehr da ist. Und sie ist nicht nur fort, sondern zerstört, nur noch Schutt auf irgend einer Deponie, Souvenierbrocken auf der Fensterbank, Dreck an den Schuhen.
Samstag 8.1.05, 8 Uhr. Wir wissen, was passieren soll, ahnen nicht, was passieren wird. Noch ist die Arbeit nicht gemacht. Wie zum Anstreichen wird der Umraum der Wand mit Folie abgeklebt, den zwei halben Galerieräumen überlagert sich eine Dreiteilung mit mittiger Arbeitszone. Leitungen werden abgeklemmt, Schutzmaßnahmen, dann auch massiverer Art, errichtet, Ohrenstöpsel an die Beobachter verteilt, bevor der Vorschlaghammer das erste Mal trifft, Dellen in den Putz drückt, sich zarte Risse abzeichnen. Der Stein zum ersten mal wegspritzt, ein Loch reißt, einen Punkt mit ausgefransten Rändern, an denen endlich das Innenleben der Wand herausquillt, ein Durchbruch, der sich in die Wand frisst, sie schließlich verschlingt. Der Takt der Hammerhiebe rammt Hochlochziegel raus, lässt sie wie in Explosionen platzen. Zugleich staubschwangeres, lärmendes Inferno und beherrschte Choreografie der Logistik, in der jede Hand weiß, was die andere tut.
Immer neu bauen sich die Raumsituationen auf, um bald wieder eingerissen zu werden. Im beständigen Wechsel der Szenerien, überlagern sich Haupt- und Nebenschauplätze des Eingriffs, der Arbeiter, des Materials, auch der Dokumentation und Schaulust. Schuttberge türmen sich, wachsen zu Trümmerlandschaften zwischen den Architekturen der Schutzvorkehrungen, werden zugleich wieder ab- und fortgetragen. Ein dynamisches Wechselspiel des Materials wie der Notwendigkeiten zwischen Planung und Improvisation. Hindernisse stellen sich in den Weg, Überraschungen, Klärungsbedarf. Meist löst instinktsicheres Handeln das Problem, mal kurze Absprachen, auch Befehle, seltener die ‘Expertendiskussionen’ der Umherstehenden.
Dann irgendwann ist die Wand keine Wand mehr, und es steht nur die Stahlzarge des Durchgangsrahmens noch. Eine Markierung des Dies- und Jenseits der gewesenen Wand. Wie ein Gerät, das erst ermöglicht, durchzuschauen. Eine kurzzeitige Installation, die, im flammenden Feuerwerk der Funken zertrennt, dann herausgehebelt, zerteilt im Schuttcontainer landet. Reststümpfe am Boden werden herausgespitzt, Feinarbeiten an der Narbe, wo vorher die Wand mit Boden, dem Deckensturz, den Seitenwände verbacken war. Die schweren Verbaue sind verschwunden, da wird schon zusammengekehrt, Reste einer Mauer weggefegt, deren kleinste Partikel noch in den Haaren hängen. Der die Gespräche verschlingende Krach, das Hämmern und Kreischen, verzieht sich nach und nach mit dem Schutt aus dem Raum. Ruhig fallen die leichten Folienvorhänge, vom farbigen Klebeband gelöst, erst einer, später der zweite und geben den Blick frei in einen Raum, der vorher nicht da war. Endlich wird er mit Blicken und Schritten durchmessen, begutachtet, diskutiert, behorcht, noch gewischt und leer geräumt, fotografiert und verlassen. Ein Kurzschluss fügte sich unerwartet in das ausklingende Spektakel, das mit dem Abklemmen der Leitungen seinen Anfang nahm.
Etwa fünfeinhalb Stunden dauerte der Eingriff. Er begann wie eine ambulante Operation und endet auch so. Für den Besucher des Kunstvereins, der nur das Vorher und das Nachher selbst im Raum erlebt, muss es wie ein Erwachen aus der Narkose sein.

Profis
Martin Bruno Schmid hat das alles nicht selbst gemacht. Es waren Fachleute am Werk, Leute, die ihr Handwerk verstehen. Der Künstler hat die handgreifliche Umsetzung abgegeben. Er betritt damit Neuland. Ganz in der Logik seiner bisherigen Arbeit, führt er sie einen großen Schritt weiter. Er hat immer selbst Hand angelegt, bewaffnet mit seinem Werkzeug vorgefundene Umwelt bearbeitet, hat Cover abgeschliffen, Wände mit dem Bohrer tätowiert, mal grob darauf gezeichnet, geschrieben, mal präzis konturierte Motive gesetzt, mal Konstellationen unterschiedlich tiefer Krater in Wände eingegraben. Hat es mit eigener Hand getan. Ein Macher.

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Dafür mussten immer neue Techniken erforscht und angeeignet werden. Martin Bruno Schmid hat sie erfunden, Werkzeuge umgedeutet, zweckentfremdet. Statt mit dem Stift hat er mit dem Bohrer gezeichnet, statt Papier zu radieren, schneiden oder zu überkleben hat er feinste Schichten Druckfarbe von Bildern abgetragen. Immer aber mit dem klaren Ziel vor Augen: dem optimalen Ergebnis mit dem Material. Seine Arbeit muss platziert, in den Raum gebracht werden, ihren Ort finden, an Oberflächen kratzen und in die Dinge eindringen, ob es nun Lifestylemagazine oder Häuser sind. Martin Bruno Schmid durchbricht die Widerstände des Gegenstandes, ist konsequent, radikal, ohne Rücksicht auf Verluste. Jeder Handgriff ist dabei nur so gut, wie er zum Ziel führt. Es geht nicht um die Aktion, auch wenn sich dem Betrachter immer wieder die kindliche Neugier nach dem Wie des Entstehens aufdrängt. Bisher hat Martin Bruno Schmid mit der oft verblüffenden Beschreibung seines Handwerks Auskunft geben können. In Ahlen lautet die Antwort: Ich habe der Firma ExKern aus Münster den Auftrag erteilt, die Wand zu beseitigen. So wie bisher das Ziel der Realisierung eines Gedankens der eigenen Technik die Logik gibt, so verlangt das selbe Ziel aus rein pragmatischem Zwang heraus, nun die Handgreiflichkeiten den Fachleuten zu überlassen. Sie können es einfach besser. Und sie reichern die Arbeit mit ihrem Repertoire an zielführenden Lösungen an. Jedem Arbeitsgang, jedem Handgriff wohnt eine Schönheit inne, die den Notwendigkeiten des Ablauf entspringt, zu dem nichts hinzugefügt, aus dem nichts weggelassen werden darf. Die Form bekommt ihre Präzision aus dem konsequenten Verzicht auf die Form. Besser als jeder Künstler es selbst könnte. Selbst die Wand einzureißen hätte das Missverständnis genährt, hier würde es um ein Happening oder eine brachiale Symbolhandlung gehen. Die von ihrer Einengung befreite Galerie ist die Arbeit, deren Entstehungsprozess aber alle Qualitäten aufweist, die ein Happening nur haben kann.

Verschwinden und Bleiben
Schon jetzt ist die Arbeit physisch außerhalb des Raumes, hinter und unter der Oberfläche, die bisher die Ausdehnung der Galerie definiert hat. Es gibt ja kein Stück Material, das noch nicht da gewesen wäre, bevor die Arbeit entstanden ist. Sie wurde der gegebenen Situation abgerungen. Mit dem Verspachteln und Überstreichen, mit dem Verfüllen der Hohlräume, dem Überbrücken und Verkleben des Bodens werden die Spuren auch wieder außerhalb des Raumes sein.
Wenn die Zeichnung der Abrissnarbe fachgerecht beseitigt sein wird, die noch das Datum zwischen dem Vorher und Nachher dokumentiert, dann wird die Arbeit immer noch da sein. Sie wird unsichtbar weiter existieren. Noch in ihrer Abwesenheit präsent sein.
Jeder Künstler, der in Zukunft hier arbeiten wird, kann nicht mehr in den zwei halben Räumen arbeiten. Die sind weg, es gibt nur noch den neuen Raum. Den Raum, in dem die Stützen aus ihrer Enge befreit sind, in dem die Qualität der zwei Zonen nicht zerteilt ist, sondern zusammenwirkt. Den sein sachter Knick in leichte Schwingung versetzt. Ein Raum, der sein Verhältnis zum Gebäude klarstellt und sich nun als Körper im Stadtgefüge orientiert. Und darf man hoffen, dass die Stadt auch den Galerieraum neu und anders entdeckt.
Die Entscheidung für diesen neuen Raum brauchte den Mut zu einem unwiderruflichen Schritt. Den Mut, etwas zu wagen, dessen Qualität sich erst im Machen bewahrheitet. Dazu musste sich der Kunstverein durchringen, überzeugt werden, mussten Genehmigungen eingeholt werden. Es wurden Bedenken geäußert, dafür und dagegen gerungen, in seltener Intensität argumentiert und auch gekämpft. Damit hat sich der Kunstverein Ahlen die bisher radikalste Arbeit von Martin Bruno Schmid zugemutet und betritt und gewinnt neuen Raum.

Jan Rinke, 2005

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Musterputz auf Bauruine

Außenputz auf Beton
Patterned Putty On Concrete
Kunstverein Neuhausen, 2005

Martin Bruno Schmid ‚Musterputz auf Bauruine’
“Break on Through“, Kunstverein Neuhausen 2005

In Neuhausen auf den Fildern gibt es ein Gewerbegebiet. Das ist nichts Besonderes. Gewerbegebiete sind unauffällig am Rand der Städte da um zu funktionieren. Außerhalb der Stadt, außerhalb des Blicks, außerhalb des Bewusstseins. Wer dennoch dort ist, verfolgt ein Interesse. Und das Interesse bestimmt den Blick auf den Ort. Es sind Orte der Arbeit, der Investition. Was da zu sehen ist, hat einen Zweck und ist nicht um seiner selbst willen bloß da. Gebäude werden gebaut und wieder abgerissen.

Wenn hier etwas ungenutzt stehen bleibt, fällt es auf. Man könnte meinen, an diesen Orten, an denen es um Arbeit statt den schönen Anblick geht, fiele eine Ruine niemandem auf. Vielleicht sind sie aber genau hier auffällig, etwas, das da ist, aber niemand benutzt, nachnutzt, umnutzt, verwertet. Der Ort ist Kapital. Und die Ruine ist ungenutztes Kapital. Ein Zögern im Prozess. Eine Störung.

Vor Jahren ist in Neuhausen im Gewerbegebiet so ein Bau entstanden. Ein Rohbau. Er ist es geblieben. Wir wissen nicht weshalb. Eine Investition, die nicht zu Ende geführt wurde. Stehen geblieben ohne Funktion. So wie Ruinen eben keine Funktion haben. Sie sind Leerstellen. Es sind Orte der Vergangenheit und mit einer Zukunft, über die man nur spekulieren kann. Es sind vage Orte mit einem unbestimmten Dasein. Sie sind einfach nur da. Wahrscheinlich um eines Tages abgerissen zu werden.

Wenn an einem Bau Musterputze angebracht werden, dann heißt das: Hier passiert was. Hier passiert sehr bald was. Das Haus wird verputzt, fertig gestellt, bezogen. Bald werden hier Menschen ein- und ausgehen. Und das, was jetzt passiert ist der Probelauf. Es ist ein Stück vorweggenommene Zukunft: So wird das Haus hier einmal aussehen oder so ähnlich und so fällt die Sonne auf die Oberfläche. Wer etwas blinzelt, kann schon das ganze verputzte Haus sehen, wie es fertig da steht.

Martin Bruno Schmid hat an einem Rohbau im Gewerbegebiet in Neuhausen Musterputze angebracht. An der Oberfläche der Ruine, die vor Jahren aufgegeben wurde. Diese Leerstelle im Prozess, dieser Ort der Unbestimmtheit ist jetzt anders. Die Wand, die vor kurzem nur Oberfläche eines Verfallsprozesses war, ist es jetzt nicht mehr. Ihr unbestimmtes Vergammeln wurde mit einer Perspektive montiert. Gegen die Unbestimmtheit des Ortes hat Martin Bruno Schmid die Oberfläche einer anderen Zukunft gesetzt. Die andere Seite des Ortes, seine Zukunft ist jetzt eine andere.

Jan Rinke, 2005

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Krater

In die Wand geschliffene Kraterlöcher
Crater Holes Sandpapered Into Wall
Atelier Wilhelmstraße 16 e.V. Stuttgart, 2001

Bohrstück 4/06

Arbeit an Bohrstück 4/06
Working On Bohrstück 4/06

Bohrstück 1/06

Rigips/Holz, Wandfarbe, Bleistift, Spachtelmasse, Bohrung, Alurahmen
Plasterboard/Wood, Wall Paint, Lead Pencil, Putty, Drilling, Aluminium Frame
125 x 90 cm, 2006

Bohrstück 2/06

Rigips/Holz, Wandfarbe, Bleistift, Spachtelmasse, Bohrung, Alurahmen
Plasterbord/Wood, Wallpaint, Graphite, Putty, Drilling, Aluminium Frame
125 x 90 cm, 2006

Bohrstück 3/06

Rigips/Holz, Wandfarbe, Bleistift, Spachtelmasse, Bohrung, Alurahmen
Plasterbord/Wood, Wallpaint, Graphite, Putty, Drilling, Aluminium Frame
125 x 90 cm, 2006

Bohrstück 4/06

Rigips/Holz, Wandfarbe, Bleistift, Spachtelmasse, Bohrung, Alurahmen
Plasterbord/Wood, Wallpaint, Graphite, Putty, Drilling, Aluminium Frame
200 x 180 cm, 2006

Bohrstück 4/06

Atelieransicht (mit Detail von Bohrstück 4/06 und Probebohrungen)
Studioshot (with Detail of Bohrstück 4/06 and Probebohrungen)

Bohrstück 5/06

Rigips/Holz, Wandfarbe, Bleistift, Spachtelmasse, Bohrung, Alurahmen
Plasterbord/Wood, Wallpaint, Graphite, Putty, Drilling, Aluminium Frame
125 x 90 cm, 2006

Bohrstück 6/06

Rigips/Holz, Wandfarbe, Bleistift, Spachtelmasse, Bohrung, Alurahmen
Plasterbord/Wood, Wallpaint, Graphite, Putty, Drilling, Aluminium Frame
125 x 90 cm, 2006

Bohrstück 7/06

Rigips/Holz, Wandfarbe, Bleistift, Spachtelmasse, Bohrung, Alurahmen
Plasterbord/Wood, Wallpaint, Graphite, Putty, Drilling, Aluminium Frame
125 x 90 cm, 2006

Bohrstück (Rückbau)

Atelieransicht: Arbeit an Bohrstück (Rückbau)
Studioshot: Working On Bohrstück (Rückbau)

Bohrstück (Rückbau)

Rigips/Holz, Wandfarbe, Lack, Bleistift, Spachtelmasse, Bohrung
Plasterboard/Wood, Wall Paint, Enamel Paint, Lead Pencil, Putty, Drilling
125 x 90 cm, 2008

Martin Bruno Schmid. Abriss (Ein Abriss)

Bildverletzungen durch Ikonoklasten sind spätestens seit dem byzantinischen Bilderstreit bekannt. Der 1899 geborene Argentinier Lucio Fontana begann 1948 seine Bilder zu perforieren und hat Bildverletzungen zu seinem fast ausschließlichen gestalterischen Prinzip erhoben. Seit 1958 fügte er den Leinwänden scharfe, saubere Schnitte zu. Wenn Martin Bruno Schmid Wandflächen und Rigipsplatten durch Bohrungen bearbeitet und gestaltet, mag er zunächst als einer erscheinen, der in der Tradition der Ikonoklasten und von Fontana steht. Wenn man aber seiner Künstlerlegende folgt, geht der erste Impuls von einem anderen Kontext aus: Nach jeder Ausstellung bleiben in den Ausstellungsräumen Löcher in den Wänden zurück, die mit Gips, Moltofill oder einer anderen Spachtelmasse verfüllt und dann wieder überstrichen werden müssen. „Alles soll wie neu sein für die nächste Ausstellung. Allerdings gelingt das selten gut, weil die Wand benutzt, von der Kunst besetzt wurde. Diese Schönheitsreparaturen, diese Vortäuschungsstrategien beschäftigten Martin Bruno Schmid – und brachten ihn zu den Bohrstücken, die sich dann verselbständigten: Statt in die Wand direkt eingearbeitet zu werden, wanderten sie wieder von der Wand weg auf eine Art Bildträger, der dann auf die Wand als zweite Ebene aufgebracht wird“ (Petra Mostbacher-Dix). Zu den Bohrstücken treten bei Martin Bruno Schmid dann die Bohrzeichnungen, in denen er Papiere mit spitzen Bleistiften bis an den Rand der Auflösung bearbeitet und sie dann in Bildkästen zeigt: Man wagt kaum, vor diese Bildkästen zu treten und hat das Gefühl, dass sich die perforierten Papierfragmente vollends in Staub auflösen könnten. Mir scheint, dass Martin Bruno Schmid mit seinen Bohrzeichnungen eine der späten Modernen angemessene und ästhetisch höchst eindrückliche Form des Memento Mori gefunden hat.

(ham)
Erschienen in Artheon

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Bohrzeichnung 1/09

Bleistiftbohrung in Papier, Klebstoff
Pencil Drilling In Paper, Glue
180 x 270 cm, 2009

Bohrzeichnung 2/09

Bleistiftbohrung in Papier, Klebstoff
Pencil Drilling In Paper, Glue
120 x 260 cm, 2009

Bohrzeichnung (Roquebrune)

Bleistiftbohrung in Papier, Klebstoff
Pencil Drilling In Paper, Glue
200 x 200 cm, 2009

Bohrzeichnung (Arch)

Bleistiftbohrung in Millimeterpapier, Klebstoff, Nägel
Pencil Drilling In Millimeter Paper, Glue, Nails
207 x 178 cm, 2008

Bohrzeichnung 17/09

Bleistiftbohrung in Millimeterpapier, Klebstoff
Pencil Drilling In Millimeter Paper, Glue
40 x 34 cm, 2009

Bohrzeichnung (Mauer)

Bleistiftbohrung in Millimeterpapier, Klebstoff
Pencil Drilling In Millimeter Paper, Glue
42,5 x 36,5 cm, 2009

Bohrzeichnung 15/09

Bleistiftbohrung in Papier, Klebstoff
Pencil Drilling In Paper, Glue
40 x 34 cm, 2009

Bohrzeichnung

Bleistiftbohrung in Millimeterpapier
Pencil Drilling In Millimeter Paper
54 x 42 cm, 2009

Bohrzeichnung (Albenga)

Bleistiftbohrung in Papier, Klebstoff
Pencil Drilling In Paper, Glue
62 x 54 cm, 2009

Bohrzeichnung (Portrait)

Bleistiftbohrung in Papier
Pencil Drilling in Paper
40 x 34 cm, 2012

Bohrzeichnung 12/09

Bleistiftbohrung in Papier, Klebstoff
Pencil Drilling In Paper, Glue
40 x 34 cm, 2009

Bohrzeichnung 10/09

Bleistiftbohrung in (Millimeter-)Papier, Klebstoff
Pencil Drilling In (Millimeter-)Paper, Glue
40 x 34 cm, 2009

Bohrzeichnung 13/09

Bleistiftbohrung in Papier, Klebstoff
Pencil Drilling In Paper, Glue
40 x 34 cm, 2009

Bohrzeichnung (Bukarest 2)

Bleistiftbohrung in Papier, Klebstoff
Pencil Drilling In Paper, Glue
40 x 34 cm, 2009

Bohrzeichnung (Bukarest 1)

Bleistiftbohrung in Papier, Klebstoff
Pencil Drilling In Paper, Glue
40 x 34 cm, 2009

Bohrzeichnung 1/08

Bleistift in und auf Büttenpapier
Lead Pencil In And On Deckle-Edged Paper
163 x 128 cm, 2008

Bohrzeichnung (Mauer)

Bleistiftbohrung in Offset-Papier
Pencil Drilling In Offset-Paper
100 x 70 cm, 2009

Bohrzeichnung

Bleistiftbohrung in Aluminiumbedampftes Papier
Pencil Drilling in Metalized Paper
40 x 34 cm, 2012

PprWrk

Aluminiumbedampftes Papier
Metalized Paper
200 x 160 cm, 2011

Bohrzeichnung

Bleistiftbohrung in Aluminiumbedampftes Papier
Pencil Drilling in Metalized Paper
56 x 50 cm, 2012

Bohrzeichnung

Bleistiftbohrung in Papier, Spachtelmasse
Pencil Drilling in Paper, Putty
62 x 50 cm, 2012

Bohrzeichnung

Bleistiftbohrung in Papier, Farbe
Pencil Drilling in Paper, Paint
140 x 100 cm, 2012

Bohrzeichnung

Bleistiftbohrung in Papier, Spachtelmasse
Pencil Drilling in Paper, Putty
100 x 70 cm, 2012

Bohrzeichnung

Bleistiftbohrung in Papier, Ölfarbe
Pencil Drilling in Paper, Oil-Paint
42 x 33 cm, 2012

Facepeelings

Modemagazine mit abgeschmirgeltem Titelblatt
Fashion Magazines With Sanded Title Page
Atelieransicht / Studio Shot

Martin Bruno Schmid: Noise Protection
Steirischer Herbst Graz 2005, Galerie Tazl

Martin Bruno Schmid hat eine Lärmschutzwand gegen den optischen Lärm gebaut, der das Sehen von Nuancen übertönt. Zusammengesetzt ist sie aus Facepeelings, Bearbeitungen von Mode- und Lifestylemagazin Covern, die seit 2002 in veränderten Anordnungen Bestandteil seiner Arbeit sind. Durch den jeweils neuen Kontext präzisiert er sie, schält neue Aspekte heraus. Das Abarbeiten am Konzept ähnelt damit dem Herstellungsprozess selbst.
Es ist eine Entdeckungsreise, die globalen Gesichter der Mode- und Lifestylewelt aufzulösen, deren Daten vom Shot über die Photoshop-Perfektionierung bis zum Druck die Welt mehrfach umrundet haben. Handwerklich, mit Schmirgelpapier, schleift Martin Bruno Schmid feinste Schichten von Druckfarbe und gestrichenem Papier von den Magazintiteln und nimmt ihnen, was wie ein Gesicht scheint, aber in Wirklichkeit synthetisches Ergebnis optimierter Bilderzeugung ist. Es sind austauschbare Angebote von Idealbildern der Kulturindustrie, die unsere Wahrnehmung tatsächlicher, menschlicher Gesichter konditionieren: Im Kult der Idole wird das Ansehen der Person zur Feststellung von Abweichungen fragmentiert.

Das Aufrauhen der Oberfläche, der Grenze der Gegenstände gibt Einblick in die feinsten Fasern ihrer Struktur, ihren jeweils eigenen Widerstand gegen das Angreifen und Begreifen. Martin Bruno Schmid veredelt die perfekten Massenprodukte. Indem er sie zerstört, schenkt er ihnen eine ungeahnte Individualität: Das jeweils eigene Papierweiß erscheint mit den Farbresten, Kratzspuren, Abdrucken von Werbebeilagen, herausgeschliffenen Transparenzen bis zu Löchern mal malerisch expressiv, mal pointiert komponiert, mal fast meditativ reduziert. Der Reichtum entsteht im Wegnehmen.
In der Grazer Installation setzt er die Facepeelings in ein subtiles Wechselpiel der Maßstäbe: Mit einer herkömmlichen Lärmschutzwand dringt ein Stück Landschaftsmöblierung im Autobahnmaßstab in den Raum eines Hauses in der Stadt ein, wo sie eine intime Schutzzone für die Betrachtung von Gegenständen gewährt, deren Sensationen sich in mikroskopischer Strukturen bewegen. Der Maßstab der Annäherung des fast haptischen Betrachtens verhindert dabei jede Kollektivierung der Erfahrung. Das Erleben der Unteilbarkeit und Einzigartigkeit im dichten Nachspüren des Blicks kontrastiert mit dem medialen Maßstab der entfernten Bilder. In der Gegenüberstellung der zwei ganz unterschiedlichen Abschirmungen wird am Ort der Ausstellung jeder Ansatz einer Hierarchisierung der Maßstabsebenen ad absurdum geführt.

Jan Rinke, 2005

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Facepeeling (Vogue)

Modemagazin mit abgeschmirgeltem Titelblatt
Fashion Magazine With Sanded Title Page
34,5 x 28,5 cm, 2007

Martin Bruno Schmid: Noise Protection
Steirischer Herbst Graz 2005, Galerie Tazl

Martin Bruno Schmid hat eine Lärmschutzwand gegen den optischen Lärm gebaut, der das Sehen von Nuancen übertönt. Zusammengesetzt ist sie aus Facepeelings, Bearbeitungen von Mode- und Lifestylemagazin Covern, die seit 2002 in veränderten Anordnungen Bestandteil seiner Arbeit sind. Durch den jeweils neuen Kontext präzisiert er sie, schält neue Aspekte heraus. Das Abarbeiten am Konzept ähnelt damit dem Herstellungsprozess selbst.
Es ist eine Entdeckungsreise, die globalen Gesichter der Mode- und Lifestylewelt aufzulösen, deren Daten vom Shot über die Photoshop-Perfektionierung bis zum Druck die Welt mehrfach umrundet haben. Handwerklich, mit Schmirgelpapier, schleift Martin Bruno Schmid feinste Schichten von Druckfarbe und gestrichenem Papier von den Magazintiteln und nimmt ihnen, was wie ein Gesicht scheint, aber in Wirklichkeit synthetisches Ergebnis optimierter Bilderzeugung ist. Es sind austauschbare Angebote von Idealbildern der Kulturindustrie, die unsere Wahrnehmung tatsächlicher, menschlicher Gesichter konditionieren: Im Kult der Idole wird das Ansehen der Person zur Feststellung von Abweichungen fragmentiert.

Das Aufrauhen der Oberfläche, der Grenze der Gegenstände gibt Einblick in die feinsten Fasern ihrer Struktur, ihren jeweils eigenen Widerstand gegen das Angreifen und Begreifen. Martin Bruno Schmid veredelt die perfekten Massenprodukte. Indem er sie zerstört, schenkt er ihnen eine ungeahnte Individualität: Das jeweils eigene Papierweiß erscheint mit den Farbresten, Kratzspuren, Abdrucken von Werbebeilagen, herausgeschliffenen Transparenzen bis zu Löchern mal malerisch expressiv, mal pointiert komponiert, mal fast meditativ reduziert. Der Reichtum entsteht im Wegnehmen.
In der Grazer Installation setzt er die Facepeelings in ein subtiles Wechselpiel der Maßstäbe: Mit einer herkömmlichen Lärmschutzwand dringt ein Stück Landschaftsmöblierung im Autobahnmaßstab in den Raum eines Hauses in der Stadt ein, wo sie eine intime Schutzzone für die Betrachtung von Gegenständen gewährt, deren Sensationen sich in mikroskopischer Strukturen bewegen. Der Maßstab der Annäherung des fast haptischen Betrachtens verhindert dabei jede Kollektivierung der Erfahrung. Das Erleben der Unteilbarkeit und Einzigartigkeit im dichten Nachspüren des Blicks kontrastiert mit dem medialen Maßstab der entfernten Bilder. In der Gegenüberstellung der zwei ganz unterschiedlichen Abschirmungen wird am Ort der Ausstellung jeder Ansatz einer Hierarchisierung der Maßstabsebenen ad absurdum geführt.

Jan Rinke, 2005

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Facepeeling (CQ)

Modemagazin mit abgeschmirgeltem Titelblatt
Fashion Magazine With Sanded Title Page
34,5 x 28,5 cm, 2008

Martin Bruno Schmid: Noise Protection
Steirischer Herbst Graz 2005, Galerie Tazl

Martin Bruno Schmid hat eine Lärmschutzwand gegen den optischen Lärm gebaut, der das Sehen von Nuancen übertönt. Zusammengesetzt ist sie aus Facepeelings, Bearbeitungen von Mode- und Lifestylemagazin Covern, die seit 2002 in veränderten Anordnungen Bestandteil seiner Arbeit sind. Durch den jeweils neuen Kontext präzisiert er sie, schält neue Aspekte heraus. Das Abarbeiten am Konzept ähnelt damit dem Herstellungsprozess selbst.
Es ist eine Entdeckungsreise, die globalen Gesichter der Mode- und Lifestylewelt aufzulösen, deren Daten vom Shot über die Photoshop-Perfektionierung bis zum Druck die Welt mehrfach umrundet haben. Handwerklich, mit Schmirgelpapier, schleift Martin Bruno Schmid feinste Schichten von Druckfarbe und gestrichenem Papier von den Magazintiteln und nimmt ihnen, was wie ein Gesicht scheint, aber in Wirklichkeit synthetisches Ergebnis optimierter Bilderzeugung ist. Es sind austauschbare Angebote von Idealbildern der Kulturindustrie, die unsere Wahrnehmung tatsächlicher, menschlicher Gesichter konditionieren: Im Kult der Idole wird das Ansehen der Person zur Feststellung von Abweichungen fragmentiert.

Das Aufrauhen der Oberfläche, der Grenze der Gegenstände gibt Einblick in die feinsten Fasern ihrer Struktur, ihren jeweils eigenen Widerstand gegen das Angreifen und Begreifen. Martin Bruno Schmid veredelt die perfekten Massenprodukte. Indem er sie zerstört, schenkt er ihnen eine ungeahnte Individualität: Das jeweils eigene Papierweiß erscheint mit den Farbresten, Kratzspuren, Abdrucken von Werbebeilagen, herausgeschliffenen Transparenzen bis zu Löchern mal malerisch expressiv, mal pointiert komponiert, mal fast meditativ reduziert. Der Reichtum entsteht im Wegnehmen.
In der Grazer Installation setzt er die Facepeelings in ein subtiles Wechselpiel der Maßstäbe: Mit einer herkömmlichen Lärmschutzwand dringt ein Stück Landschaftsmöblierung im Autobahnmaßstab in den Raum eines Hauses in der Stadt ein, wo sie eine intime Schutzzone für die Betrachtung von Gegenständen gewährt, deren Sensationen sich in mikroskopischer Strukturen bewegen. Der Maßstab der Annäherung des fast haptischen Betrachtens verhindert dabei jede Kollektivierung der Erfahrung. Das Erleben der Unteilbarkeit und Einzigartigkeit im dichten Nachspüren des Blicks kontrastiert mit dem medialen Maßstab der entfernten Bilder. In der Gegenüberstellung der zwei ganz unterschiedlichen Abschirmungen wird am Ort der Ausstellung jeder Ansatz einer Hierarchisierung der Maßstabsebenen ad absurdum geführt.

Jan Rinke, 2005

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Facepeeling

Modemagazine mit abgeschmirgeltem Titelblatt
Fashion Magazines With Sanded Title Page
2009

Martin Bruno Schmid: Noise Protection
Steirischer Herbst Graz 2005, Galerie Tazl

Martin Bruno Schmid hat eine Lärmschutzwand gegen den optischen Lärm gebaut, der das Sehen von Nuancen übertönt. Zusammengesetzt ist sie aus Facepeelings, Bearbeitungen von Mode- und Lifestylemagazin Covern, die seit 2002 in veränderten Anordnungen Bestandteil seiner Arbeit sind. Durch den jeweils neuen Kontext präzisiert er sie, schält neue Aspekte heraus. Das Abarbeiten am Konzept ähnelt damit dem Herstellungsprozess selbst.
Es ist eine Entdeckungsreise, die globalen Gesichter der Mode- und Lifestylewelt aufzulösen, deren Daten vom Shot über die Photoshop-Perfektionierung bis zum Druck die Welt mehrfach umrundet haben. Handwerklich, mit Schmirgelpapier, schleift Martin Bruno Schmid feinste Schichten von Druckfarbe und gestrichenem Papier von den Magazintiteln und nimmt ihnen, was wie ein Gesicht scheint, aber in Wirklichkeit synthetisches Ergebnis optimierter Bilderzeugung ist. Es sind austauschbare Angebote von Idealbildern der Kulturindustrie, die unsere Wahrnehmung tatsächlicher, menschlicher Gesichter konditionieren: Im Kult der Idole wird das Ansehen der Person zur Feststellung von Abweichungen fragmentiert.

Das Aufrauhen der Oberfläche, der Grenze der Gegenstände gibt Einblick in die feinsten Fasern ihrer Struktur, ihren jeweils eigenen Widerstand gegen das Angreifen und Begreifen. Martin Bruno Schmid veredelt die perfekten Massenprodukte. Indem er sie zerstört, schenkt er ihnen eine ungeahnte Individualität: Das jeweils eigene Papierweiß erscheint mit den Farbresten, Kratzspuren, Abdrucken von Werbebeilagen, herausgeschliffenen Transparenzen bis zu Löchern mal malerisch expressiv, mal pointiert komponiert, mal fast meditativ reduziert. Der Reichtum entsteht im Wegnehmen.
In der Grazer Installation setzt er die Facepeelings in ein subtiles Wechselpiel der Maßstäbe: Mit einer herkömmlichen Lärmschutzwand dringt ein Stück Landschaftsmöblierung im Autobahnmaßstab in den Raum eines Hauses in der Stadt ein, wo sie eine intime Schutzzone für die Betrachtung von Gegenständen gewährt, deren Sensationen sich in mikroskopischer Strukturen bewegen. Der Maßstab der Annäherung des fast haptischen Betrachtens verhindert dabei jede Kollektivierung der Erfahrung. Das Erleben der Unteilbarkeit und Einzigartigkeit im dichten Nachspüren des Blicks kontrastiert mit dem medialen Maßstab der entfernten Bilder. In der Gegenüberstellung der zwei ganz unterschiedlichen Abschirmungen wird am Ort der Ausstellung jeder Ansatz einer Hierarchisierung der Maßstabsebenen ad absurdum geführt.

Jan Rinke, 2005

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Schleifstück 3/08

Farbreste und Spachtelmasse auf Schleifpapier
Residues Of Paint And Putty On Sandpaper
42 x 34 cm, 2008

Schleifstück 2/08

Farbreste und Spachtelmasse auf Schleifpapier
Residues Of Paint And Putty On Sandpaper
42 x 34 cm, 2008

Schleifstück 1/08

Farbreste und Spachtelmasse auf Schleifpapier
Residues Of Paint And Putty On Sandpaper
42 x 34 cm, 2008

ABRISS (Ein Abriss)

Städtische Galerie Ostfildern
2009

Wider die heile Welt. Ein eher meditativer „Abriss“ von Martin Bruno Schmid in der Städtischen Galerie Ostfildern,
Von Elke Eberle

Ostfildern – Die Wände der Galerie der Stadt Ostfildern sind noch dort, wo sie immer waren. Vor einigen Jahren riss Martin Bruno Schmid in einer Galerie in Ahlen tatsächlich eine Wand ab und formte so den Ausstellungsraum neu, andernorts baute er in einen Raum eine standardisierte Lärmschutzwand ein.
Martin Bruno Schmid wurde 1970 geboren, er studierte an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart und ist dort seit 2006 künstlerischer Assistent bei Andreas Opiolka.

In Ostfildern sind seine Eingriffe harmloser, aber ihre Dimensionen und Folgen sind ähnlich weitreichend. Seine Arbeiten sind nicht Zeichnung und nicht Skulptur und doch beides zugleich. Nichts Brachiales ist zu entdecken, eher im Gegenteil: „Abriss“ ist eine sehr meditative Schau, die den Betrachter herausfordert, eben weil Schmid aus dem scheinbaren Nichts das offensichtlich Monumentale bildet. Ein diffuses Weiß mit Schatten und Schattierungen fügt sich mimikry­artig in den hellen Raum, hier bauscht es sich auf, dort lässt es den Blick frei auf den Untergrund. So harmlos präsentieren sich die „Bohrzeichnungen“ aus der Ferne. Akribisch löchert Schmid mit der Bleistiftspitze große, einst unversehrte weiße Blätter verschiedener Papierarten, so fügt er der zweiten Dimension eine dritte hinzu und macht die ebene Papieroberfläche zu einem Bindeglied zwischen Innen und Außen, Ansicht und Einsicht. Dann reißt er, kumuliert, panaschiert, klebt und bannt das Relief schließlich hinter Glas. Berge türmen sich jetzt unbezwingbar in die Höhe, Ebenen erstrecken sich, so weit die Füße tragen und das Auge reicht. Das ist der Weg - wo liegt das Ziel? Schmid verändert die Papieroberfläche nur geringfügig, aber die Masse der Eingriffe generiert etwas Neues, macht aus Bekanntem das Unverwechselbare, zerstört und baut auf. Schmid zeigt in diesen Architekturen mit unendlicher Varia­tionsbreite Aspekte des Lebens. Und das in sehr klarer Nahsicht, die kein Entrinnen erlaubt.
Nebenan ist die Welt rosa, Raster und Muster eines Millimeterpapiers winden und drehen sich über die Bildoberfläche, fragil und durchlässig gewordene Zeugen einer sonst starren, fest gefügten Welt.

An anderen Orten bohrte er Löcher direkt in die Wände, „Walltatoos“ nannte er diese Werkgruppe. Es zeichnete zufällige Muster ebenso wie klassische Tatoo-Motive auf die Wände. In Ostfildern zeigt er analog zu den Papierarbeiten strenge, mit dem Meisel geschlagene Raster auf Rigipsplatten. Das geduldige Papier reagiert anders als die Gipsplatten dieser „Bohrstücke“ auf die Eingriffe. Der Putz bröckelt, kein Krater ist wie der andere, die Oberfläche wird unruhig, die Haut ist verletzt und trägt für immer die Spuren dieser Verletzungen.
Auch Hochglanzmagazinen geht Schmid an den Kragen, er schmirgelt den Hochglanz einfach ab, kratzt an der Oberfläche und findet darunter eine zarte weiße Haut, einmal mehr mit allerlei Verletzungen: Es sind die Spuren seiner eigenen, ungewöhnlichen Intervention. Im oberen Stock sind behauene, geritzte und gestanzte Styroporplatten zu sehen, Modelle möglicher Eingriffe in die heile Welt in der Galerie oder draußen vor der Tür.

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'ABRISS' – Zerlegen, Zerreißen, Bohren, Schleifen bestimmen die Arbeitsweise des Künstlers. Sein technisches Material ist Rigips, Wandfarbe, Bleistift, Spachtelmasse, Papier, Klebstoff. Das Bohren von Löchern ist ein destruktiver Akt. Zugleich bilden Löcher, die als Negativform eine leere Fläche füllen, sowohl ein ästhetisches als auch poetisches Muster aus Punkten. Bei Betrachten der Objekte von Martin Bruno Schmid entsteht ein ambivalentes Gefühl, doch die grobe Handlung des Künstlers entlarvt sich als System einer künstlerischen Reversion. Sein künstlerisches Tun hat einen forschenden Charakter, denn metaphorisch ist das Bohren ein Suchen und Untersuchen. Durch abertausende von Bohrungen mit der Bleistiftspitze befinden sich seine ‚Bohrzeichnungen’ im vagen Zustand des Verfalls. Ergraut, hauchzart und luftig schwebt das zerfledderte Papier über dem weißen Grund, lässt ein Spiel mit Licht und Schatten entstehen und kommt damit dem Himmelssymbol ‚Pi’ (aus der späten Chou-Zeit) sehr nah, denn das Loch in der Mitte der chinesischen Jadescheibe ‚Pi’ evoziert das Hereinscheinen der ‚geistigen’ Welt in das Irdische. Morbid erscheinen auch seine ‚Bohrstücke’. Weiße, mit der Bohrmaschine durchlöcherte Krusten aus Gips, Spachtelmasse und Wandfarbe scheinen abzublättern und lenken den Blick auf die Tektonik des Untergrunds, der eine Art ‚Geofraktur’, eine zerbrechliche Zone zeigt, in der auch die Bleistiftlinien der Koordination nur noch fragmentarisch existieren. Dieser scheinbare Zerfall wird letztendlich wiederum zur Öffnung, den Blick freigibt in den ‚Hintergrund’.

Dr. Otto Rothfuss und Margarete Rebmann, Katalogtext zur Ausstellung ‚Ice / White’, Kunstverein KISS Untergröningen 2010

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1st Show

Strzelski Galerie, Stuttgart
2010

Studio Shots

2009

News


Wettbewerbs-Sieger beim Kunst am Bau-Wettbewerb
IHK Hochrhein-Bodensee, Neubau Schopfheim
Einweihung 2015

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Wettbewerbs-Sieger beim Kunst am Bau-Wettbewerb
des Landes Baden-Württemberg,
Hochschule für Technik HFT, Stuttgart
Fertigstellung 2015

About Biography


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Bodenständiger Minimalismus

Bereits in seinen frühen Arbeiten dekonstruiert Martin Bruno Schmid die in den 1990er Jahren an der Staatlichen Akademie Stuttgart häufig anzutreffenden virtuellen Bildmedien und setzt stattdessen auf die Sinnlichkeit des Materials. Quentin Tarantinos Film „Pulp Fiction“ (1999) wird so oft kopiert bis er Farbe und Ton verliert. Die über Lifestylezeitschriften massenhaft verbreiteten Körpervorschriften führt er ad absurdum, indem er deren Cover abschmirgelt und die Magazine auf diese Weise selbst zu objekthaften Artefakten transformiert.

Geprägt von einem ins Soziale ausgeweiteten Skulpturenbegriff der 1990er Jahre zielt seine künstlerische Tätigkeit dann auf die alltägliche architektonische Realität. In Galerien und institutionellen Räumen bringt er mit der Bohrmaschine sogenannte „Walltattoos“ an und verankert seinen Minimalismus bodenständig im Hier und Jetzt der Kunstwelt.

2005 sorgt Schmids Eingriff „Démolition d´un Mur“ im Kunstverein Ahlen für Aufsehen. Damals betätigt er sich entsprechend der ursprünglichen Bedeutung von Skulptur skulptural (lat. sculpere = graben, stechen) indem er eine störende Trennwand im Ausstellungsraum von einer Abrissfirma niederreißen lässt. Die in situ Arbeit „Break on Through“ (2005) stellt im selben Jahr einen Wendepunkt im Schaffen des Künstlers dar. Erstmals agiert Schmid nicht skulptural sondern plastisch (griech. plássein = aus weicher Masse aufbauend, bildend erzeugend) und lässt von professionellen Handwerkern an einer verlassenen Bauruine tafelbildartig zwei der populärsten Außenputze auftragen.

Das Bedürfnis introvertierter und intensiver am Material zu arbeiten, führt 2006 zum Rückzug ins Atelier und zum „Wiedereinstieg in das Bild“. Es entstehen „Bohrstücke“ in der Tradition der konkreten Tafelmalerei, die die Oberfläche selbst zum Thema erheben. Die in unregelmäßiger Rhythmik perforierten und ornamentierten Bildträger sind teils kraterartig aufgebrochen, teils mehrmals überarbeitet und geglättet. Auf diese Weise organisch verlebendigt, zeugen sie, einem alternden Körper gleich, von der gestaltenden Kraft der Zeit.

Nicole Fritz
Down-To-Earth Minimalism

Already in his early works, Martin Bruno Schmid deconstructs the virtual visual media which could frequently be found at the Staatliche Akademie Stuttgart during the nineteen-nineties; he emphasizes instead the sensory aspect of the material. Quentin Tarantino’s film “Pulp Fiction” (1999) is copied so often that it loses color and sound. Schmid pursues to absurdity the bodily instructions so widely propounded by lifestyle magazines, inasmuch as he sands down their covers and thereby transforms the magazines themselves into object-like artifacts.

Marked by a sculptural concept of the nineteen-nineties which is extended into the social sphere, his artistic activity is then directed towards everyday architectural reality. In galleries and institutional spaces, he uses an electric drill to create so-called “wall tattoos” and thus anchors his Minimalism in a down-to-earth manner in the immediate present of the art world.

In 2005 Schmid’s intervention “Démolition d’un Mur” at the Kunstverein Ahlen caused quite a stir. At that time, he acted in accordance with the original meaning of “sculpture” (Latin sculpere = “to cut, engrave”) by commissioning a demolition firm to tear down a bothersome partitioning wall in the exhibition space. The on-site work “Break on Through” represents in the same year a turning-point in the production of the artist. For the first time, Schmid does not work sculpturally but instead plastically (Greek plássein = “constructing out of a soft mass, shaping and forming”), and he commissions professional craftsmen to apply two of the most popular exterior plasters to an unfinished and abandoned building, in the manner of a panel painting.

The urge to work on material in a more introverted and intensive manner brings in 2006 a return to the studio and to a “re-entry into the picture.” There are created “Bohrstücke” (“Drilling Pieces”), in the tradition of concrete panel painting, which elevate the surface itself into the theme. The image-conveyors, perforated in an irregular rhythm and ornamented, are partly opened up like a crater, partly reworked and smoothed several times. Organically enlivened in this way, they bear witness, like an aging body, to the shaping power of time.

Nicole Fritz

Biography Exhibitions

Ausbildung


1991-1995
Studium an der Pädagogischen Hochschule Freiburg Kunst, Geschichte und Deutsch

1995-2001
Studium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart bei den Professoren Joseph Kosuth, Marianne Eigenheer, Daniele Buetti


Förderung


1999
Akademiepreis, Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart

2001
Auslandsstipendium des Ministeriums für Kunst und Wissenschaft des Landes Baden-Württemberg, Arbeitsaufenthalt in Reykjavik, Island

2003
Tokyo Preliminary Residency Programme, Tokyo Wondersite, Japan

2003-2006
Atelierstipendium des Ministeriums für Kunst und Wissenschaft des Landes Baden-Württemberg

2009
Zone 1, Viennafair Wien

Kunst am Bau


2014
1. Preis und Realisierung, Kunst am Bau-Wettbewerb IHK Hochrhein-Bodensee, Neubau Schopfheim

2013
1. Preis und Realisierung, Kunst am Bau-Wettbewerb des Landes Baden-Württemberg, Hochschule für Technik HFT, Stuttgart

2011
1. Preis und Realisierung, Kunst am Bau Wettbewerb des Landes Baden-Württemberg, Universitätsneubau Hochschule Furtwangen University Abt. Schwenningen, Neubau für die Fakultät Wirtschaft und Bibliothek

2006
1. Preis und Realisierung, Kunst am Bau Wettbewerb des Landes Baden-Württemberg, Universitätsneubau Ulm (Gemeinschaftsarbeit mit Bernhard Kahrmann)


Lehre/Workshops/Symposien


seit 2001
Workshops, Vorträge, Künstlergespräche, Symposien u.a. in
Sydney College of the Arts, City Gallery Wellington, Goethe Institute in Jakarta, Hanoi, Sankt Petersburg, Tokio, Tokyo Wonder Site, Württembergischer Kunstverein, Kunstmuseum Stuttgart, Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart

2002-2003
Lehrauftrag an der Universität Stuttgart, Fachbereich Architektur, Institut für Darstellen und Gestalten

seit 2006
Künstlerischer Assistent bei Professor Andreas Opiolka, Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart

seit 2012
Mitgliedschaft im Künstlerbund Baden-Württemberg

Exhibitions Contact


(E) = Einzelausstellung, (K) = Katalog

Ausstellungen (Auswahl)


2014
„Das erhebende Gefühl durch Wände gehen zu können“, Kunstverein Böblingen (E)
„papier #8“, Neuer Aschaffenburger Kunstverein (K)
„paperwork“, Galerie Keller, Mannheim
„Und Meese?“, Städtische Galerie Reutlingen (K)
„Und Meese?, Teil 2“, Kunstverein Ahlen (K)
„Erich Lutz & Weggefährten“, Galerie Franke, Stuttgart

2013
„One Artist Show“, Art Karlsruhe, Galerie Schwarz (E)
„Dialog“, Künstlerbund Baden-Württ., Museum Biedermann, Donaueschingen (K)
„Eine Begegnung“, Galerie Strzlelski, Stuttgart (mit Xaver Sedelmeier) (E) (K)
„Built Then Burnt“, KKO Offenburg (E)

2012
„Zeigen. Eine Audiotour (Karin Sander)“, Kunsthalle Karlsruhe
„Layer Players“, Galerie Strzelski, Stuttgart
„Die Siebte Reise“, Galerie Hartwich, Sellin
„Vanessa Henn & Martin Bruno Schmid“, Galerie Schwarz, Greifswald

2011
„Voilà“, Staatsgalerie Stuttgart
„Spotlight Petersburg“, Galerie Nusser & Baumgart, München
„Urbane Realitäten“, Württembergischer Kunstverein, Stuttgart
„Body:Space“, Kunstverein Neuhausen
Galerie Schwarz, Greifswald
„Bohrzeichnungen“, Galerie Brötzinger Art, Pforzheim (E)

2010
„1st Show“, Galerie Strzelski, Stuttgart
Galerie Schwarz, Greifswald
„WEISS (ICE)“, Kunstverein KISS, Untergröningen (K)

2009
„ABRISS (Ein Abriss)“, Städtische Galerie Ostfildern (E) (K)
Viennafair 09, Zone 1, Wien, Galerie Tazl, (E) (K)
„Abriss #1/09“, Galerie Tazl, Graz (E)

2008
Galerie Hafemann, Wiesbaden (E)
Deck-Galerie für Aktuelle Kunst, Stuttgart (E)

2007
Museum im Wittelsbacher Schloss Friedberg, Friedberg (K)
Galerie Tazl, Graz (E) (mit Yves Klein)
„Beauty Farm“, Hagenbucher, Heilbronn

 


2006
Galerie Tazl, Graz (E) (mit Robert Mapplethorpe)
„Zeichnung“, Württembergischer Kunstverein Stuttgart

2005
„Noise. Protection“, Steirischer Herbst, Graz, Galerie Tazl (E)
„Démolition d’un Mur“, Kunstverein Ahlen (E) (K)
„Facelifting“, Deck – Raum für aktuelle Kunst, Stuttgart
„Outlaw“, AIRL, Tbilisi, Georgien
„Break On Through“, Kunstverein Neuhausen
„(Einbau einer) Lärmschutzwand“, Mini Salon, München (E)

2004
„Château Marianne“, Galerie Michael Sturm, Stuttgart
„Lokaltermin“, Kunststiftung Baden-Württemberg, Stuttgart

2003
„Wall Tattoo“, Bartley Nees Gallery, Wellington, Neuseeland (E)
„Out of the Blue“, Tokyo Wonder Site, Tokyo, Japan (K)

2002
„Der Auftrag der Farbe“, Nassauischer Kunstverein, Wiesbaden (K)
„GO!“, Fabriek Gallery, Bandung / Goethe Institut Jakarta, Indonesien
„Przegla“, Galerie Wyspa, Danzig, Polen

2001
„spinball“, Württembergischer Kunstverein Stuttgart
„Kahnweilerpreis 2001“, Rockenhausen
„enter“, Kunststiftung Baden-Württemberg, Stuttgart

2000
„Museum für Werdende Kunst - Eine Architektur“, Kassel (K)
„Tarantino Boogie Woogie“, Atelier Wilhelmstraße 16 e. V., Stuttgart (E)

1999
„Kommunikation in der Kunst“, Heidelberger Kunstverein
„Vergangenheit ist heute“, Kunstverein Villingen-Schwenningen (K)

1998
„couldn’t call it unexpected“, Galerie der Stadt Esslingen, Villa Merkel, Schwörhaus
„Global Player“, Künstlerhaus Stuttgart

Contact Imprint


Martin Bruno Schmid
m@martinbrunoschmid.de
+49 (0)157 71964786

Atelier Wilhelmstraße 16 e.V.


Wilhelmstraße 16
70372 Stuttgart Bad-Cannstatt

www.martinbrunoschmid.de

Postanschrift
Martin Bruno Schmid
Schwabstraße 127
70193 Stuttgart

Galerien


Galerie Strzelski, Stuttgart www.strzelski.de
Galerie Schwarz, Greifswald, www.galerie-schwarz.de
Galerie Keller, Mannheim, www.galeriekeller.de

Imprint / Impressum


Martin Bruno Schmid
m@martinbrunoschmid.de

Martin Bruno Schmid
Atelier Wilhelmstraße 16 e.V.
Wilhelmstraße 16
70372 Stuttgart Bad-Cannstatt

Photography


Christian Gieraths
Johannes Haas
Bernhard Kahrmann
Frank Kleinbach
Petra Lindner
Andreas Märker
Jan Rinke
Wolfram Janzer
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